17 Mai 2021

Ask the Expert ZILKENS FINE ART INSURANCE BROKER Dr. Stephan Zilkens

ASK THE EXPERT

Dr. Stephan Zilkens

Geschäftsführer und Gründer der Zilkens Fine Art Insurance Broker GmbH
Was war der komplizierteste Fall in all den Jahren als Kunstversicherer?

Kompliziert sind immer die Fälle, in denen im Schadenfall die Erwartungen der Versicherer und die der Kunden weit auseinandergehen. Das ist insbesondere bei unterschiedlichen Haltungen zu Wertminderungen, aber auch bei Fragen der grundsätzlichen Ersatzpflicht der Fall.

In den fast 40 Jahren, die ich dieses Geschäft schon betreibe, erinnere ich eine Fülle an Fällen, die ein hohes Maß an Komplexität hatten. Den einen herausragenden hat es eigentlich nicht gegeben – oder vielleicht doch, als ein mexikanischer Spediteur versuchte, seine mangelnde Kompetenz auf den Vorspediteur in Deutschland abzuwälzen. Wir konnten in Mexiko vor Ort mithilfe eines Sachverständigen nachweisen, dass die ursprüngliche Schadenschilderung falsch war und inkompetentes Handling vor Ort zu dem Schaden geführt hat. Es handelte sich um die Skulptur eines international bedeutenden, zeitgenössischen Künstlers, deren Wert über 15 Millionen EUR betrug.

Was ist für Sie ein echter Gau: Diebstahl eines Kunstwerkes oder Brandschaden?

Der Brandschaden ist eindeutig der wirkliche Gau.

Feuer vernichten nicht nur einzelne Werke, sondern Dämpfe, Beaufschlagung, Löschwasser und Rauch tun ein Übriges, um die vielleicht noch an sich intakten Kunstwerke zu zerstören. Dagegen ist bei Diebstählen allenfalls der Vandalismus ein Ärgernis.

Hat Sie die Begeisterung für Kunst zu Ihrem Beruf gebracht oder umgekehrt?

Anfang der Achtzigerjahre war das Berufsbild des Kunstversicherers noch nicht bekannt. Mit einem abgeschlossenen Kunstgeschichtsstudium standen einem Wissenschaft, Museum oder Denkmalpflege als klassische Berufsfelder zur Auswahl.

In der Regel gab es aber keine offenen Stellen für die fertigen Absolventen der Hochschulen. Die Alternative war Taxifahrer. Insofern war das Gegenstück zum Taxifahren der Grund in die Versicherungswirtschaft einzusteigen. Deren Vielfalt und Komplexität hat mich aber dann extrem begeistert, weil die volkswirtschaftliche Bedeutung der Versicherungswirtschaft enorm ist. Ohne Versicherung würde es den Industriestandort Deutschland und damit unseren Wohlstand nicht geben.

Ein Leben ohne Kunst ist wie …

Ungeschälter Spargel – ungenießbar!

Carte Blanche auf der Highlights. Wer stünde auf Ihrer Wunschliste?

Die Wunschliste wäre schon etwas länger, aber fürs erste würde mir Anton Hallmanns Klostergang gefallen, weil ich Architekturgeschichte im Schwerpunkt studiert habe.

Der höfische Elfenbeinhumpen von Johann Ulrich Hurdter von 1670 wäre auch etwas, was mir großen Spaß machen würde, damit ich endlich einmal aus einem antiken Gefäß einen guten Trank zu mir nehmen kann.

Und letztlich Emil Noldes Sommergarten, der mich an eine heftige Diskussion um die Bewertung von Emil Nolde aus den Anfängen meines Berufslebens erinnert und vielleicht auch weil Bilder dieser Art heute mehr im Museum als im privaten Raum hängen.

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