Provinz Schleswig-Holstein 1867 - 1956 Seebüll
Schauspielerin
1910/11, Aquarell und Tuschfeder auf Japan
28,5 x 21,3 cm
Im Winter 1910/11 wird das Nachtleben der Metropole Berlin für den Künstler zu einem zentralen Thema. Er gerät in einen
wahren Schaffensrausch und widmet sich in vielen Aquarellen und Tuschpinselzeichnungen der nächtlichen Großstadt. In glühenden Farben malt Nolde das schillernde Leben des Theaters und der Maskenbälle, von Varieté und Tanzsaal. Unsere „Schauspielerin“ gibt eine solche Szene wieder. Die Formen sind hier auf das Wesentliche vereinfacht, die Protagonistin und Bildgegenstände erscheinen als kontrastreiche farbige Flächen, bei denen Nolde fast komplett auf Plastizität und Räumlichkeit verzichtet. Die magische Lichtwirkung einer Bühnensituation wird hier potenziert, der Künstler erzeugt so eine faszinierende Stimmung. Erstaunlicherweise erreichen die Figurendarstellungen im OEuvre Emil Noldes noch immer nicht dieselbe Beachtung wie seine Landschaften und Blumendarstellungen. Dabei sind die überlieferten Szenen nicht nur von zumeist außergewöhnlicher künstlerischer Qualität, sondern bergen auch eine ganz eigene magische Atmosphäre und eine nicht selten sinnbildhafte Dimension. Unser phantastisches Aquarell ist ein beeindruckendes Beispiel dafür und zeigt auch die tiefe Ausdruckskraft von Noldes Farben und die Expressivität seiner gestischen Malweise.