15 September 2022

Short List eines Museumsdirektors Prof. Dr. Bernhard Maaz

Arnulf Rainer

Short List einer Insiderin

Prof. Dr. Bernhard Maaz

Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Foto: Haydar Koyupinar.

Die Neugier auf neue, unbekannte Kunstwerke geht nie vorbei, auch wenn man schon Jahrzehnte lang Sammler oder Profi ist. Das haben wir bei Bernhard Maaz erlebt, der seit 2015 Generaldirektor der Bayerischen Staatgemäldesammlungen ist. Als wir ihm erzählten, dass einige Aussteller der diesjährigen HIGHLIGHTS vom 20. bis 23. Oktober 2022 und an den zwei Previewtagen (18.&19.) Papierarbeiten von Max Beckmann anbieten, wurde er hellhörig. Nicht nur, dass er den Maler der grotesken Welttheater für einen der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts hält, bereitet sein Haus zudem eine Max-Beckmann-Blockbuster-Show vor. Aber Maaz ist ein Kunst-Maniac. Ihn interessieren auch die Alten Meister, die Möbel und das Kunsthandwerk. Sechs HIGHLIGHTS-Exponate und ein paar Notizen stehen schon auf seiner Short List für den Messerundgang im Oktober:

„Ein Triptychon mit dem typisch geschwungenen Antwerpener oberen Abschluss, poetisch in der Konzeption der Anbetung des Kindes, fein in der manieristisch veredelten Malerei, die die Materialien der Architektur, die Noblesse der Kleidung und vieles mehr herausarbeitet.“

Jan von Dornicke, Triptychon „Anbetung der Könige“, Antwerpen, 1520
Kunsthandel Peter Mühlbauer

„In Hermann Hesses Aquarell spiegeln sich die Poetik des zeichnenden und gärtnernden Dichters, die Transluzenz von August Mackes leuchtenden Farben und die Reiseerfahrungen europäischer Künstler, die nicht nur ins Tessin, sondern gar bis Tunis reisten: Der gleißende Süden in zarter Verdichtung“

Hermann Hesse, Häuser im Tessin, Aquarell, 1923.
Michael Schwarze Fine Art

„Günther Ueckers Nagelstrukturen wirbeln in geradezu grafischer Weise über das Werk und wirken doch hinaus in den Raum. Seit Christus ans Kreuz genagelt wurde, hat dieses Material auch immer Schmerzen heraufbeschworen. Uecker gab ihm eine neue, geradezu versöhnliche Geschmeidigkeit.

Günther Uecker, Feld, Nägel/Holz, 2006.
DBCA

„Sehr anspielungsreich: Die starken Männer mit der Keule des antiken Herkules als Wächter der Prunkkassette aus dem Besitz des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I., dessen Monogramm sie ebenso sorgsam präsentieren wie die Krone: nicht nur eine Wiederentdeckung, sondern wahrlich ein Schlüsselwerk!“

Prunkkassette, Pierre Fromery, Stahl, Berlin, um 1710/13
Viebahn Fine Arts

„Würde man ihnen live wirklich begegnen wollen – den ‚großen Kellnern‘, die uns an George Grosz und dessen ‚Stützen der Gesellschaft‘ erinnern, an eigensinnige oszillierende Charaktere? Ab November kann man zahlreichen Werken Max Beckmanns in der Pinakothek der Moderne begegnen. Die Ausstellung ‚Departure‘wird ein retrospektiver Überblick über sein Leben.

Max Beckmann, Die großen Kellner, Federzeichnung, 1944
Dr. Moeller & Cie. Kunsthandel 

„Wie ein Gruß aus fernen Zeiten und fremden Landen mutet dieser ‚Horizont‘ an, dessen Himmel nachtschwarz dräut, dessen Landstrich in einem lachsroten Ton in die Tiefe oder in die Höhe strebt. Die vermeintliche Leere der zwei, sich scheu vibrierend begegnenden Flächen wird dicht und dichterisch: Die hard-edge-Malerei wird zum Traumland.

Günther Förg, Horizont, Acryl/Holz, 1988
Kunkel Fine Art