30 April 2021

Ask the Expert art&lifestyle von HDI Dr. Alexander Wiebe

ASK THE EXPERT

DR. ALEXANDER WIEBE

Managing Director art&lifestyle von HDI

Ab wann bin ich in Ihren Augen ein Sammler, der über eine Kunstversicherung nachdenken sollte?

Wenn Kunstschätze einen Teil des Vermögens ausmachen und Schäden an ihnen oder gar Verlust mehr als ein mentaler Schmerz sind. Grundsätzlich ist die Frage vom Wert der vorhandenen Objekte abhängig. Kunst gilt in der Hausratversicherung häufig als „Wertsache“. Die Entschädigungsgrenze basiert auf der Versicherungssumme, die häufig pauschal als Betrag pro Quadratmeter der Wohnfläche festgelegt wird. Bei einer Kunstversicherung wird jedoch der Wert der Sammlung individuell bestimmt.

Drei Gründe, warum man Kunst versichern sollte….

Erstens:  Gefahren lauern überall.

Zweitens: Finanzielle Kompensation eines Schadens.

Drittens: Exzellente Beratung zu kunsthistorischen, praktischen und marktanalytischen Fragen. Sowie umfangreiche Services durch unser Netz externer Mitarbeiter – vom Restaurator bis zum Transporteur. Diese Dienstleistungen sind in der Regel im Vertrag enthalten.

Zu welchem Typ von Kunstliebhabern gehören Sie selbst: Rubens oder Richter, Barock oder Bauhaus?

Ich tendiere zu „Richter“ und „Bauhaus“. Ich fühle mich zu zeitgenössischer Kunst hingezogen, weil mich an ihr das kulturelle und sozioökonomische System der Kunstproduktion reizt. Die Kunstwerke sind damit die Verstofflichung bestimmter, auch gesellschaftlicher Fragestellungen.

Josef Beuys hat die Formel „Kunst=Kapital“ aufgestellt. Was ist dran?

Wenn Beuys davon spricht, dass „Kunst=Kapital“ ist, so meint er nach meinem Verständnis nicht, dass Kunst auch einen Vermögenswert darstellt, was ganz unzweifelhaft der Fall ist. Sondern er umschreibt den künstlerischen Anspruch, den moderne Organisationen oder Unternehmen an ihre eigenen Prozesse haben können. Ich finde, obgleich nicht unmittelbar einleuchtend, ist dies ein ganz interessanter Kontrapunkt zu einem klassischen betriebswirtschaftlichen Organisationsverständnis, der Prozess- und Produktqualität nur nach Effizienzkriterien bemisst. Insofern ist viel dran an dieser Formel.

Carte Blanche auf der HIGHLIGHTS. Wer stünde auf Ihrer Wunschliste?

Bei einer Spannbreite von der Antike bis in die jüngste zeitgenössische Kunst ist Tomy Ungerers Spruch „Erwarte das Unerwartete“ sicherlich nicht verkehrt. Da ich selber ZERO-Kunst sammle, bleibe ich wahrscheinlich vor jedem Werk von Otto Piene oder Günther Uecker stehen. Aber ich habe schon erfahren, dass eine farblich brillante, leicht abstrahierte Paris-Ansicht von Lyonel Feininger aus dem Jahr 1909 angeboten wird. Eines der ganz frühen Werke des Malers Feininger, der davor als Karikaturist erfolgreich war. Das Bild will ich unbedingt sehen.