Dresden 1876 - 1907 Worpswede
Birkenstamm vor Baumlandschaft
um 1903, Öl auf Pappe, auf Hartfaser aufgezogen
59 x 34,5 cm
Paula Modersohn-Becker erprobt immer wieder neue Wege, um Farbe, Form und Fläche zu verselbständigen und darüber den Ausdruck ihrer Bilder zu steigern. Um die Jahrhundertwende entstehen expressionistisch anmutende Studien der Moor- und Birkenlandschaft, die ihre Vorliebe für einen streng reduzierten Bildaufbau und ihre Abkehr vom Tiefenillusionismus erkennen lassen.
Unser Bild zeigt die charakteristische Bildsprache Modersohn-Beckers: der dicke Birkenstamm und die Landschaft sind nur durch ein Minimum an anatomischer Einzelform geschildert, wodurch jene große Einfachheit erzielt wird, die ihr künstlerisches Anliegen ist. Dabei wird Modersohns außergewöhnliches Gespür für die Landschaft und Atmosphäre sowie die geheime Poesie der Dinge hinter ihrer äußeren Erscheinung offengelegt. Über die Birke, für die sie eine besondere Faszination hegt und die als Motiv mehr als siebzig ihrer Gemälde ziert, schreibt sie 1897 in ihr Tagebuch: „[…] Worpswede, Worpswede. Du liegst mir immer im Sinn [...] Deine Birken, die zarten, schlanken Jungfrauen, die das Auge erfassen. Mit jener schlappen, träumerischen Grazie, als ob ihnen das Leben noch nicht aufgegangen sei [...] Einige sind auch schon ganz männlich, kühn, mit starkem, geradem knorrigem Stamm. Das sind meine modernen Frauen.“