Nordwalde/Westfalen 1948
Blatt 277
2022, Aquarell auf Büttenpapier
50 x 42 cm
Manfred Holtfrerich, befragt von Jürgen R. Schwarz zur Reihe „Blätter“,
J.S. Was ist dir wichtig bei den Blättern, worauf kommt es dir an?
Kurz gesagt, dass die Blätter sich zeigen, wie sie sind, als Blätter, – so wie sie mir erscheinen, in ihrer Schönheit und Einzigartigkeit, – frei von Interpretation. In „Die Aktualität des Schönen“ sagt der Philosoph Hans-Georg Gadamer: „Mimesis in der Kunst heißt nicht, etwas Vorbekanntes nachzuahmen, sondern etwas zur Darstellung zu bringen, so dass es auf diese Weise in sinnlicher Fülle gegenwärtig ist“. Das finde ich richtig. Darauf kommt es an.
J.S. Warum nimmst du Blätter, warum nicht Muscheln oder Blumen?
Mich beschäftigt, was ein Bild ist, als Eigenart allgemein, wie es sich formuliert und wie es sich darstellt als konkreter Gegenstand. In diesem Zusammenhang waren Blätter, speziell Herbstblätter, besonders interessante Objekte. Sie zeigen in den Momenten ihres Verfallsprozesses ein schon „fertiges“ Bild mit dem, was wir auf der Blattfläche sehen, quasi eine „Komposition“ der Natur, die wie selbstverständlich erscheint. Ich mußte sie nur noch darstellen und hatte das Bild. Diese „vorformulierte Gestaltung“, – das Bild im Bild oder das Bild als Bild -, das hat mich fasziniert und zu dieser Arbeit angeregt.
J.S. Du stellst die Blätter in natürlicher Größe dar, warum?
Eben weil ich sie zeige, wie sie sind, als einmalige und unverwechselbare Objekte der Natur, es gibt keinen Grund, sie zu verändern. Die natürliche Größe zu negieren, würde die Arbeit in ihrer Klarheit nur beeinträchtigen.