? 1578 - 1619 Augsburg
Memento-Mori-Medaille
1612, Silber, gegossen, punziert, graviert und ziseliert
6 x 5 cm
Mit der kunstvoll ausgeführten Silbermedaille kreierte der Augsburger Goldschmied Jan de Vos (1578-nach 1619) ein kostbares Memento Mori, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts aufgrund seiner Ikonographie, seiner Materialität und seines künstlerischen Wertes als Kunstkammerobjekt ersten Ranges galt. Auf einer Seite der Medaille ist eine junge Frau auf der Höhe ihrer Schönheit dargestellt: mit nackten Brüsten, aufwendig hochgesteckten Haaren und wertvollem Schmuck. Um das Brustbild läuft die lateinische Inschrift „NE GLORIERIS IN CRASTINVM“ („Rühme dich des morgigen Tages nicht“). Damit ist das Thema der Vanitas angedeutet, das auf der Rückseite der Medaille drastisch vorgeführt wird. Hier tritt – wortwörtlich im Rücken der jungen Frau – ein Skelett als Personifikation des Todes auf, eingerahmt von den mahnenden Worten: „MEMORESTO QVONIAM MORS NON TARDAT“ („Gedenke, daß der Tod unverzüglich kommt“).
Wer für diese hochwertige Silberarbeit verantwortlich zeichnet, zeigt sich an dem Monogramm, das unterhalb des Armausschnittes der jungen Frau angebracht ist: Die Initialen IV stehen für Jan de Vos, einen Goldschmied niederländischer Herkunft, der sich in Augsburg niederließ und aufgrund seines großen Ansehens ein vornehmlich höfisches Klientel mit seinen ausgefeilten Goldschmiedearbeiten bediente. 1606 ernannte Kaiser Rudolf II. (reg. 1576-1612) Jan de Vos zu seinem Hofgoldschmied – ein Amt, das der Künstler später noch unter Kaiser Matthias (reg. 1612-1619) und seiner Gemahlin Anna (reg. 1612-1618) bekleidete. Der Augsburger Kaufmann und Diplomat Philipp Hainhofer (1578-1647) lobte 1610 de Vos in seiner Korrespondenz mit Herzog Philipp II. von Pommern-Stettin (reg. 1606-1618) als einen der geschicktesten „Silberarbeiter“ in Augsburg, der vor allem für seine getriebenen Tafeln zu empfehlen sei.