Aschaffenburg 1880 - 1938 Davos
Ohne Titel (Kleine Fränzi)
1909/10, Rohfeder auf Velin
18,2 x 15,8 cm
Diese feine Federzeichnung gehört zu der bedeutenden Gruppe von Papierarbeiten Kirchners aus der Dresdner Zeit.
Typisch für die Werke dieser Anfangsphase seines Schaffens ist der auf die Betonung der schwarzen kräftigen Konturen bedachte, noch „weichere“ expressive Zeichenstil. Die Linien und Konturen des weiblichen Modells sind fließend, haben etwas Unbeschwertes und eine große Leichtigkeit. In der Forschung wird dies auch als der „hieroglyphische Malstil“ (um 1910) bezeichnet, ein Begriff, den Kirchner später selbst als „Ekstase des ersten Sehens“ umschreibt. Es handelt sich um eine formelhafte Abkürzung des weiblichen Körpers und die Reduzierung des Gesichts auf wenige Striche und Linien.
Unverkennbar für diese Schaffenszeit ist das zentrale Motiv des Mädchenaktes. Kirchner hat sich bewußt für diese ungestümen, voller Energie steckenden Wesen anstelle von posierenden Berufsmodellen entschieden. Fränzi inspiriert Kirchner zu zahllosen Zeichnungen und Gemälden und stiftet ihn mit ihrer Dynamik und Kindlichkeit zu einer völlig neuen Art des Zeichnens an.