Zürich ? - 1632 Nürnberg
Renaissance Trinkschiff
Nürnberg, um 1620, Silber getrieben, gegossen, ziseliert und teilvergoldet
35,5 cm
Der Pokal repräsentiert die typisch Nürnberger Form mit spitz zulaufendem, gekanteten Bug und gerade abschliessendem Heck.
Der weit hochgezogene Fuß dieser Schiffsdarstellung ist der Meeresoberfläche nachgebildet, aus der Delfine auftauchen.
Darüber erhebt sich der hohe, mit Volutenspangen und weißsilbernen Blattkränzen dekorierte Schaft, auf dem der eigentliche Schiffskörper aufsitzt. Dessen oberer Rand wird von einem gravierten Schweifbandwerk umzogen.
Kleine Figürchen sind Matrosen, gekleidet in Pluderhosen, mit Lanzen und Flinten schwer bewaffnet. Der hohe zentrale Mast trägt die Takelage und Strickleitern aus feinen Silberdrähten. Davor wölbt sich das geblähte Segel aus getriebenem Silber. Über einer Zierkugel ist ein Fähnchen gehisst, welches dem Windstrom folgt.
Die zu beiden Seiten applizierten Schrauben, welche zur Befestigung des Decks dienen, sind als kunstvolle Blüten aus Weißsilber gefertigt.
Die Beschaumarke N für Nürnberg, die Meistermarke - ein Baum im Oval für Esaias zur Linden und der Tremolierstich befinden sich darunter.
Der Goldschmied Esaias zur Linden lernte das Goldschmiedehandwerk ab 1593 bei Hans Peter Rahn, einem Zürcher Goldschmied. 1607 erhielt E. zur Linden das Bürgerrecht in Zürich und schloss die Meisterprüfung im Jahr 1609 ab. Ab 1610 ist er in Nürnberg nachweisbar und blieb bis zu seinem Tod 1632 in der Reichsstadt.
Esaias zur Linden schuf zwischen 1610 und 1632 mehr als 60 Trinkschiffe. Diese entwickelten sich zu Herrschaftssymbolen, die den Platz des Fürsten kennzeichneten und dessen Tafelutensilien wie Besteck, Mundtuch, Salz oder Materialien für die Giftprobe enthielten. Seine Tafelschiffe erreichten Weltruhm und werden heute in renommierten Museen wie dem Metropolitan Museum New York, der Eremitage St.Petersburg, dem V & A Museum London, dem Schweizerischen Landesmuseum Zürich, dem Museum Hessen-Kassel sowie dem Kunsthistorischen Museum Wien aufbewahrt.
Provenienz: Sammlung Hermann P.Lockner Würzburg; Privatsammlung München.