Bücher über Künstler und ihre Werke sind wie Museen zum Blättern. Sie können uns die Augen für die verborgenen Schichten in den Bildern und Skulpturen, für Lebenswege und Seelenzustände sowie Zeitströmungen öffnen. Viele HIGHLIGHTS-Aussteller haben aus diesem Grund Publikationen über ihre Künstler oder ihr kunsthistorisches Spezialgebiet herausgegeben bzw. mitinitiiert. Die folgende kleine Auswahl enthält wissenschaftlich Schwergewichtiges, aber auch editorische Perlen, die gerade am Ende eines Jahres, das die Welt leider nicht befriedet, sondern noch mehr Verwerfungen gebracht hat, für Momente der Besinnung und neue positive Kraft sorgen. Alle Publikationen sind über den Buchhandel bzw. über die Galerien erhältlich.
Steffen Diemer, Wakame, Essay von Hans-Michael Koetzle, the (M) éditions und Ira Stehmann Fine Arts, 2024, 124 S., ISBN 979-10-95424-53-6, 120 €
Die Natur hat eine unendliche Fülle an Schönheit hervorgebracht. Für sein Projekt „Wakame“ entdeckte sie der Fotograf Steffen Diemer in den bizarren Formen von Algen. Mit einem Verfahren aus dem 19. Jahrhundert und reduziertem Licht hat er getrocknete Wasserpflanzen in Szene gesetzt. Die kontemplativen Bilder wirken zeitentrückt und phantastisch. Eine ambitionierte Edition. Ira Stehmann Fine Art hat die Auflage auf 200 Exemplare begrenzt.
Alfredo Reyes und Claudia Bodinek (Hrsg.), Magnificence of Rococo. Kaendler´s Meissen Porcelain Figures, arnoldsche 2024, 384 S., 331 Abb., engl., ISBN 978-3-89790-707-2, 78 €
Jeder Porzellanliebhaber weiß, dass der Name Johann Joachim Kaendler für Meissens Meisterwerke der Rokoko-Plastik steht. Alfredo Reyes, Inhaber des Kunsthandels Röbbig München, hat in dem opulenten und zugleich wissenschaftlichen Band erstmals 144 Kaendler-Figuren aus Privatbesitz vereint. Schon jetzt ein Standardwerk mit Texten von Fachspezialisten wie Dirk Syndram und Julia Weber.
Malwine Strauss, Sola, Rotopol Verlag, 2022, 44 S., mit ganzs. Abb., ISBN 978-3-96451-031-0, 18€
Malwine Strauss besitzt das seltene Talent, mit ihren farbenfrohen Zeichnungen poetische Geschichten zu erzählen, wie ihr jüngster Band „Sola“ über ein geheimnisvolles Haus und seinen Garten beweist. Dabei ist sie keine Graphic-Novel-Vertreterin. Mal abstrakt, mal mit kindlich-unakademischem Strich, leicht und stets über der Realität schwebend, kommt sie ohne Worte aus. Die Originalzeichnungen dazu hat die Galerie Jarmuschek + Partner im Portfolio.
Jörg Maaß Kunsthandel (Hrsg.), Otto Dix. Der Krieg, Eigenverlag, 82 S., über 80 Abb., Schutzpreis: 10 €
Otto Dix´ Radierzyklus „Der Krieg“ ist der Report einer Apokalypse. Tief erschüttert vom 1. Weltkrieg und mit expressiver Schonungslosigkeit ritze er 1923/24 die Entmenschlichung im Kessel des Grauens in die 50 Druck-Platten. Der Katalog des Kunsthandels Jörg Maaß mit einem Text der Kunsthistorikerin Ulrike Lorenz zeigt den kompletten Zyklus.
Die Galerie (Hrsg.), Marino Marini, Frankfurt 2022/23, 144 S., zahlreiche farbige und s/w-Abb., dt./engl., ISBN 978-3- 925782-98-5, 38 €
Es gibt sachliche Kataloge und wie in diesem Fall ästhetisch reizvolle. Der Band über den Bildhauer Marino Marini, der mit seinen Reiterbildnissen eine Metapher menschlicher Befindlichkeit der Nachkriegsära schuf, vereint Arbeiten aus Museen sowie Werke, die Die Galerie unlängst in ihrer Frankfurter Verkaufsschau, aber auch auf Messen wie der TEFAF offerierte. Die Texte stammen von Marini-Kennern wie beispielsweise Carla Schulz-Hoffmann.
Ute Eggeling/Michael Beck (Hrsg.), Hal Busse. Eine Wiederentdeckung, B&E Kunstverlag, 2023, 124 S., dt./engl., ISBN 978-3-94606333-9, 29 €
Die Wertschätzung als Avantgardekünstlerin, die mit den ZERO-Ideen d´accord war, hat Hal Busse zu Lebzeiten nie erfahren. Erst 2019, kurz nach ihrem Tod, staunte die Kunstwelt über ihre Bilder, in denen sie mit Rastern, Punkten, Nägeln und Farbnuancen arbeitete. Beck & Eggeling engagiert sich seither für ihr Werk. Der Band, der Texte zweier ZERO-Kennerinnen enthält, öffnet die Augen für die große Kraft dieser Vergessenen.
Beate Hornig, Hinterglasmalerei, Sandstein Verlag, 2024, 144 S., 105 farb. Abb., dt./engl., ISBN 978-3-95498-816-7, 35 €
Beate Hornigs Hinterglas-Bilder sind aus der Zeit gefallen. Kein Modernismus, kein hipper Stil. Aber treffsichere Szenen wie in einem Kinofilm. Doch so zauberhaft und farbenfroh sie daherkommen, in diesen Moritaten und Fabeln lauert das Unheimliche. Die Galerie Gebrüder Lehmann vertritt die 66-Jährige nicht ohne Grund schon seit vielen Jahren.
Manuel Ludorff (Hrsg.), Lotte Laserstein. Im Blick, Eigenverlag Galerie Ludorff, 2024, 76 S., 17 Werk-Abb., ISBN 978-3-942248-58-7, 15 €
Flucht aus Nazi-Deutschland und Exil haben der Malerin Lotte Laserstein eine angemessene Karriere verwehrt. Erst jetzt wird ihre kraftvolle und zugleich sensible Malerei, die in ihren zahlreichen Porträts und Frauenakten die Unruhe des Lebens einfängt, wiederentdeckt. Die Galerie Ludorffhat in ihrem diesjährigen TEFAF-Auftritt eine breite Werkauswahl gezeigt und dazu den Katalog mit einem Essay von Elke-Vera Kotowski herausgegeben.
Georg Laue (Hrsg.), Silberne Trinkspiele an den Höfen Europas, Kunstkammer Edition 09, 2023, 84 S., über 100 farb. Abb., dt./engl., ISBN 978-3-00-074349-8, 25 €
Da stieg die Laune, wenn sich bei fürstlichen Diners im 16. und 17. Jahrhundert ein vergoldetes, mit Wein gefülltes Silber-Schiffchen auf Rädern über die Tafel rollte. Georg Laue präsentiert in seiner Kunstkammeredition 09 außergewöhnliche Trink- und Scherzgefäße: Spaßbringer, Phantasieobjekte, aber vor allem faszinierende Werke der Goldschmiedekunst. Antje Scherner gibt eine Einführung mit neuesten Erkenntnissen zum Thema.
Sasa Hanten (Hrsg.), Angela Glajcar. Catalogue Raisonné 1997-2014, Spector Books, 2024, 496 S., 1700 Abb., engl., ISBN 978-3-95905-786-8, 48 €
Unverwechselbar, unique und äußerst assoziativ sind die Papierskulpturen der 1970 geborenen Künstlerin. Angela Glajcar hat mit ihren „Terforationen“ – geschichtete, gerissene Blätter, die durch Licht zum Leuchten gebracht werden – einen neuen Typus der Skulptur entwickelt. Dass seit 1997 schon 1600 Werke entstanden sind, da staunt selbst ihre Hamburger Galeristin Nanna Preußners.
Marie Aigner entwirft Design und Möbel mit schallschluckender Wirkung und sammelt Kunst. Christina Dopplinger ist in leitender Position der Kunstversicherung art & lifestyle der HDI tätig und Timo Harke betreut Privat- und VIP-Kunden der Bank Leue & Nill bei der Vermögensverwaltung. Was passiert, wenn sich diese drei Macher bei Podcast-Host Claudia Linzel und ihrem Label Die Leichtigkeit der Kunst treffen? Sie erzählen, wie Kunst ihren Alltag verändert und begleitet hat. Lebenswege, herrliche Anekdoten und die Erkenntnis, dass Kunst ein Gut ist, das man schützen muss. Hören Sie rein in unseren neuen HIGHLIGHTS-Podcast oder verfolgen Sie auf allen Audiokanälen die Kunstgeschichten, die das Leben schreibt.
Foto: Salzburger Festspiele / © Clive Barda
Die New York Times beschreibt den Finnen Esa-Pekka Salonen als einen Dirigenten der Spitzenklasse. Bei den Salzburger Osterfestspielen vom 12. bis 21. April 2025 steht er am Pult, wenn Modest Mussorgskis Drama „Chowanschtschina“ in einer Inszenierung des Briten Simon McBurney aufgeführt wird und wenn das Finnish Radio Symphony Orchestra sein eigenes Cello-Konzert spielt. „Wounds & Wonders“ heißt das Motto der kommenden Osterfestspiele, in der die „Requiem(s)“ des französisch-albanische Choreographen Angelin Preljocaj und die Uraufführung von Emanuel Gats „Träume“ schon jetzt die Erwartungen in der Sparte Tanz hoch schrauben. Der Vorverkauf hat begonnen.