Die ersten Fotos von Exponaten sind bei uns soeben eingetroffen. In unserem „First Look“ geben wir einen Vorgeschmack auf die HIGHLIGHTS 2025, der wie immer Lust auf mehr und auf die schönste Messe im Lande macht.
Anton Raphael Mengs und Werkstatt, Portrait Maria Antonia von Bayern, Kurprinzessin von Sachsen, um 1750, Öl auf Leinwand, 142,5 x 110,5 cm. Courtesy Christian Eduard Franke Kunsthandel, Foto: Michael Aust
Porträtkunst à la Mengs
Wunderkind und Malerstar des 18. Jahrhunderts – Anton Raphael Mengs war 17, als er zum Kabinettmaler am Dresdner Hof berufen wurde. Danach folgten Stationen in Rom, Neapel und Madrid, wo ihn Päpste, Könige und die Hautevolee Europas engagierten. Als er die Kurprinzessin von Sachsen, gebürtig aus dem Hause Wittelsbach und Gattin des August-Rex-Sohns Kurfürst Christian von Sachsen, in ihrem brokatverzierten Seidenkleid mit blau überfangenem Hermelinmantel und roter Schärpe malte, war er 22 Jahre alt und beherrschte bereits die Raffinesse repräsentativer Porträts, um die sich andere ein Leben lang bemühten. Es ist das erste offizielle Bildnis einer Fürstin in Mengs Schaffen. Eine andere Version ist Bestandteil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Typisch für den Christian Eduard Franke Kunsthandel: Höfische Kunst der feinsten Art.
Renaissance-Kunstkammerobjekte aus Kokosnuss, Bernstein, Coquille-Nuss, Silber sowie Leder und Elfenbein, deutsch, 16./17. Jahrhundert, Höhe 9-30 cm. Courtesy Kunstkammer Georg Laue, München/London, Foto: Jens Bruchhaus
Kunstkammer-Kostbarkeiten
Kunstkammern waren eine Welt der Wunder. Gefäße aus seltenen, kostbaren oder von weit her verschifften Materialien wie Kokosnuss, Bernstein und Elfenbein galten bereits in der Renaissance als Kostbarkeiten. Ihr ästhetischer Reiz, ihr oftmals exotischer Charakter machten sie zu begehrten Objekten, in denen sich Schönheit, aber auch das Wissen um das Universum eingeschrieben hatten. Manchen Materialien, wie z.B. der Kokosnuss, wurden zudem magische Kräfte als Heilmittel und Schutz vor Vergiftungen zugeschrieben. Das Staunen hält bis heute an, wie die außergewöhnlichen Exponate der Kunstkammer Georg Laue offenbaren.
Maria Lassnig, Gefallenes Mädchen, 1962/1963, Öl auf Leinwand, 120 x 100 cm. Courtesy Galerie Sylvia Kovacek
Körper-Gefühl-Bilder
Die österreichische Malerin Maria Lassnig hat in die Nachkriegskunst eine ganz individuelle künstlerische Note eingebracht. Während andere informell und abstrakt arbeiteten, entwickelte sie eine neuartige figurative Darstellung von Körperlichkeit als Spiegel von Schmerz und Gefühl. Mit überhöhten Farben und vergröberten Formen verfolgte sie ihr Konzept des „Körpergefühls“, jedoch stets mit einer Spur von Selbstironie und Humor. „Gefallenes Mädchen“ aus dem Angebot der Wiener Galerie Kovacek gehört zur frühen Phase ihres avantgardistisch-feministischen Aufbruchs.
Paar Ohrringe, Claudio di Pomi, 1980er-Jahre, 750er Gold, Vicenza, Italien. Courtesy The Old Treasury
Best of Vintage
Italien ist das Land von Dolce Vita und eleganter Leichtigkeit. Das ist in der Mode zu spüren und auch im Schmuck. Jenseits der legendären Juwelenhäuser wie Bulgari gab es einige kreative Meister, die Kenner und Vintage-Sammler gerade entdecken. Einer von ihnen ist Claudio di Pomi, der in Vicenza unverwechselbare Kreationen schuf, wie diese Double-Ballons aus den unbeschwerten 80er-Jahren, die das holländische Mutter-Tochter-Duo von The Old Treasury anbietet.
Emil Schumacher, Helios II, 1992, Öl und Lack auf Leinwand, 80 x 100 cm. Courtesy Galerie Maulberger
Informelle Leuchtkraft
Emil Schumachers Gemälde sind abstrakte Seelen-Landschaften ohne Bezug zu realen Orten. Schrundige Oberflächen lagern wie aufgebrochene Erde auf der Leinwand, durch die sich Linien und Risse wie Verletzungen ziehen. Seine Bilder spiegeln die ganze Palette menschlicher Regungen, vom verhaltenen Zweifel über vitale Lebensfreude. Nach dem 2. Weltkrieg fand eine junge Künstlergeneration in der informellen Malerei eine neue Ausdrucksform. Emil Schumacher wurde ihr bedeutendster Vertreter. Positiv leuchtend und besonders kraftvoll zeigt sich am Stand der Galerie Maulberger die Bildkraft dieses Malers. „Helios II“ schuf der Künstler im Alter von 80 Jahren.
„Mit Höchstqualität durch die Epochen“ titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung einmal ihren Bericht über die Munich HIGHLIGHTS. Diesen Parcours durch die Jahrhunderte versprechen wir Ihnen auch in diesem Jahr, in dem die HIGHLIGHTS nach zwei Preview-Tagen vom 17. bis 20. Oktober ihr 15-jähriges Jubiläum feiert.
Zugegeben, wir waren überrascht, dass dieser Epochen-Tripp besonders von Kunstwerken aus Silber reflektiert wird. Gut 500 Jahre alt ist der edle Renaissancebecher bei Helga Matzke European Silver, während die minimalistischen Dosen und Schalen von Yoshiko Okamoto, die das Kunsthaus Kende anbietet, im 21. Jahrhundert entstanden. Egal, welches Stück Sie favorisieren, Schönheit ist keine Frage der Epoche, sondern des Esprits der Kreateure.
Renaissance-Becher, Umkreis Nürnberg, ca. 1520, Silber, teilweise vergoldet, Höhe: 15,3 cm, Courtesy Helga Matzke European Silver
500 Jahre alt und so modern. Der Silber-Becher in Trompetenform scheint zeitlos. Die perfekte, glatte Oberfläche und der puristische Look sprechen für einen Silberschmied mit Formgefühl. Nur der goldene Blattfries verweist auf die Renaissance. Ganz klar, woher der Art déco seine Inspiration bezog. Das meint auch das Team von Helga Matzke European Silver.
Höfischer Scherzhumpen, Cornelius Erb, Augsburg, 1586, Silber, feuervergoldete Meistermarke, Höhe: 16,5 cm, Courtesy Kunstkammer Georg Laue / Foto: Jens Bruchhaus
Die andere Seite der Renaissance: flächendeckende Ornamente und Maskarons. Augsburgs Meister hatten nicht nur Zugang zu den schönsten Ornamentvorlagen, sie haben die brillanten Dekore zudem perfekt umgesetzt. Der Clou dieses Deckelhumpens aber, so Kunstkammerspezialist Georg Laue, ist sein Henkel. Er funktioniert wie ein Strohhalm, mit dem man das Getränk, ohne den Deckel zu heben, aufsaugen kann.
Prunkkassette von David I. Schwestermüller, Augsburg, um 1670, Silber, teilvergoldet, Meistermarke SM, Höhe 15,5 cm, Breite 25,5 cm, Courtesy Kunsthandel Peter Mühlbauer
Was immer in dieser Kassette aus dem Angebot des Kunsthandels Peter Mühlbauer einst aufbewahrt wurde, sie ist ein Prunkstück barocker Silberkunst. David Schwestermüller gehörte zu den gefragtesten Augsburger Goldschmieden. Die Üppigkeit der Formen steht für Lebenslust und Vitalität. Dazu passen die Anspielungen auf die sprudelnde Kraft des Wassers als eines der vier Elemente, die die beiden Putti am Rande eines schilfigen Teiches symbolisieren.
Paar silberne Weinkühler, William Elliott, London, 1813, Höhe 32 cm, Courtesy Kunsthandel Christian Eduard Franke / Foto: Michael Aust
Der Klassizismus ging mit der Antike eine unzertrennliche Liaison ein. Die Kraterform, die Henkel als Füllhörner und der plastisch gearbeitete Weinlaub-Fries sind nur einige Stilelemente, die das Kunsthandwerk um 1800 prägen. Der Kunsthandel Christian Eduard Franke hat sie nicht in London, sondern in einem deutschen Adelshaus entdeckt. Die britischen Prachtexemplare waren 1872 ein Hochzeitsgeschenk für das Brautpaar von Hatzfeld zu Trachenberg.
Große Vase, Koloman Moser, Entwurf: 1905, Ausführung: 1905/06, Silber, gestanztes Quadratmuster, Höhe: 43,3 cm, Courtesy Galerie bei der Albertina – Zetter
Konstruktiv, auf das Wesentliche konzentriert und schnörkellos – das war das Motto der Wiener Moderne um 1900, die ganz entscheidend von Josef Hoffmann und Koloman Moser bestimmt wurde.
Mosers Vasenentwurf, der ab 1905 von den Silberschmieden der Wiener Werkstätte umgesetzt wurde, gilt als Ikone dieser Idee. Galeristin Katharina Zetter ist glücklich, die Arbeit anbieten zu können. Denn der Entwurf wurde nur sechs Mal ausgeführt.
Deckeldose „Sound of Wind“, Yoshiko Okamoto, Japan, 2017, Silber und Kupfer, Länge: 25,5 cm, Courtesy Kunsthaus Kende
Wahre Eleganz liegt im Einfachen. Dieses Prinzip beherrscht die Künstlerin Yoshiko Okamoto bestens. Reduzierte, klare Formen und geometrische Muster, die sie mit einer speziellen japanischen Technik realisiert, geben ihren unverwechselbaren Objekten poetischen Charakter. Das Kunsthaus Kende hat Japans junge Silber-Szene schon vor ein paar Jahren entdeckt und ist einer der wenigen, die sie galeristisch vertreten.
Munich HIGHLIGHTS PODCAST: DIE KUNST DER COLLAGE
In unserem neuen HIGHLIGHTS-Podcast, der unter dem Label „Die Leichtigkeit der Kunst“ von Claudia Linzel produziert wird, erzählt das Galeristenehepaar Raffaela und Thomas von Salis von ihrer großen Leidenschaften, der Collage. Die künstlerische Technik bekam besonders Anfang des 20. Jahrhunderts Aufwind, als die Ordnung der Welt ins Wanken geriet. Georges Braque, George Grosz, Marc Chagall und später auch Robert Motherwell etwa reizte es, Dinge zusammenzubringen, die scheinbar nicht zusammengehören. Zum HIGHLIGHTS-Angebot von Thomas Salis werden u.a. Collagen von Max Ernst und Kurt Schwitters zählen. Wir hoffen, der Podcast macht Sie neugierig auf ein interessantes Kapitel Kunstgeschichte, das noch lange nicht beendet ist.
Herr Dietz, was passiert, wenn eine Kunstsammlung unterversichert ist und ein Schaden eintritt?
„Eine Unterversicherung besteht dann, wenn die Versicherungssumme zum Zeitpunkt eines Schadens niedriger ist als der Wert der versicherten Gegenstände. Der Versicherer ist dann berechtigt, die Leistung anteilig zu kürzen. Die HDI Kunstversicherung bietet aber als Einstiegsprodukt für Privatkunden eine hausrat-ähnliche all risk Police an (HDI Value). Und sie verzichtet in dieser Police ausdrücklich auf den Einwand der Unterversicherung. Bei den privaten Kunst-Policen wird sich die Frage Unterversicherung nicht stellen, da die Besitzer eine sehr genaue Vorstellung vom Wert ihrer Sammlung haben.
Philippe Dietz
Head of Underwriting bei HDI art&lifestyle
Auch nach 15 Jahren Munich HIGHLIGHTS steigt unser Puls kurz vor Messebeginn. Im Moment arrangieren unsere 60 Aussteller noch ihre Messestände. Prüfen die Abstände zwischen den Gemälden, richten das Licht optimal aus auf die Kunstkammer- und Porzellanobjekte und das Renaissance-Silber. Alles muss stimmen, bevor die HIGHLIGHTS am Dienstag mit zwei Preview-Tagen startet und dann bis zum 20. Oktober die Türen weit geöffnet hat. Vor einer besonderen Herausforderung steht unser Londoner Aussteller Emanuel von Baeyer. Er installiert gerade eine 175 cm hohe, in ihre Einzelteile zerlegte Stahl-Skulptur von Donald Judd aus dem Jahr 1972. Wir sind sehr gespannt. Denn bei ihm geht es diesmal nur um Skulpturen – vom Rokoko-Cherubino-Köpfchen Ignaz Günthers, über Rudolf Bellings futuristische Porträtbüste des Hollywoodregisseurs Josef von Sternberg bis zum Minimalisten Judd.
Die Liste bedeutender, hochkarätiger Kunstwerke ist wieder lang. Ein paar Top-Exponate haben wir für unseren Newsletter ausgewählt in der Hoffnung, dass Sie neugierig werden.
Manolo Valdés, La Doble Imagen, 2018, Mischtechnik auf Leinwand, 150 × 228 cm. Courtesy Beck & Eggeling International Fine Art
Manolo Valdés’ Frauengesichter sind unverkennbar. Stilisierte, fragmentierte Konterfeis mit dunklen Augen von ovoider Form, eingerahmt von abstrakter Haarpracht. Das trifft auch auf das Doppelbildnis aus dem Angebot von Beck & Eggeling zu. Wer will, sieht bei Valdés das Erbe von Picasso und Henri Matisse. Der Moderne hat er mit seiner Kunst eine leise Pop-Art-Note verpasst. Sein berechtigter Platz unter den gefeierten Gegenwartskünstlern ist ihm schon lange sicher.
Schreibschrank, Würzburg um 1730, wohl Hof-Ebenist Johann Georg Neßtfell (1694 – 1762), Nussbaummaser und -wurzelholz, 203 x 128 x 63,5 cm. Courtesy Kunsthandel Peter Mühlbauer
Würzburg war im 18. Jahrhundert eine Hochburg der Möbelkunst. Die mehrfach gebauchte Front mit ihren elegant intarsierten Schubläden und die frei schwingenden Bänder an den Kanten sprechen für die Meisterschaft dieses Nobelschreiners. Der Möbelkenner Peter Mühlbauer ist sich sicher, die Reichsgrafenkrone in der Mitteltür des Aufsatzes steht für Friedrich Carl von Schönborn-Buchheim, den Fürstbischof von Würzburg und Bamberg. Bestes Design, beste Provenienz.
Maurice Denis, Le goûter sous les châtaigniers, 1914, Öl auf Leinwand, 80,5 x 123 cm. Courtesy Kunkel Fine Art
Die Nabis waren um 1890 eine der wichtigsten Künstlergruppen Frankreichs. Maurice Denis gehört neben Pierre Bonnard zu ihren Mitbegründern, und wie alle Nabis interessiert ihn nicht nur der impressionistische Ausdruck, sondern symbolistische Tiefe. Das Gemälde aus dem Angebot von Kunkel Fine Art lebt denn auch gleichermaßen von der harmonischen Gefühlslage wie von der Überhöhung. Das herbstliche Picknick wird zum Spiegel der Seele. Schon lange war kein so stimmungsvolles Gemälde von Denis auf dem Markt.
Hermann Max Pechstein, Inder, 1910, Rohrfeder und Farbkreide auf Karton (Postkarte), 14 × 9 cm. Courtesy: Thole Rotermund Kunsthandel
Nur ein winziges Stück Papier. Aber die ganze künstlerische Größe des Expressionisten Max Pechsteins konzentriert sich in dieser kleinen Zeichnung, die Thole Rotermundanbietet. Sein expressiver Strich, die Unmittelbarkeit der Ausführung, das Anti-Akademische. Pechstein hat um 1910 mehrere Gemälde mit einem Inder als Modell gemalt. Die Postkarte als Skizzenblatt? Oder eher ein Zeugnis tiefer Zuneigung? Wie auch immer. Er hat sie 1910 an Lotte Kaprolat geschickt, die er im Jahr darauf heiratete.
Die Fechtstunde, Modell von Laurentius Russinger, um 1760, Höchst Porzellan, H: 17,9 cm, sechsspeichige, rote Radmarke. Courtesy: Langeloh Porcelain
Als zweitältester Porzellanmanufaktur blies dem Höchster Unternehmen schon immer der Wind der Konkurrenz von der Elbe entgegen. Aber Liebhaber des Weißen Goldes haben längst die Potenz der hessischen Manufaktur erkannt. Und die reizvolle kleine Gruppe „Die Fechtstunde“, die Langeloh Porcelain offeriert, zeigt, wie galant, pittoresk und kokett man am Main arbeitete. Laurentius Russinger, der an der Akademie in Paris ausgebildet wurde, war zweifelsohne ein Rokoko-Meister der charmanten Art.
Aldo Cipullo, Armreif,1974, 18k Gelbgold, Onyx und Tigerauge, innerer Umfang: 17 cm. Courtesy VKD Jewels
Schmuck modern machte und die Grenzen des Edlen neu definierte. Für Cartier entwarf er ikonische Stücke wie einen großen goldenen Nagel, der sich zu Armband und Fingerring biegt. Aber auch der Armreif von 1974 am Stand VKD Jewels offenbart, dass der italo-amerikanische New Yorker den Spirit von Big Apple eingeatmet hatte und stilvollen Chic nicht mit hochkarätiger Tradition verwechselte.
Ludwig Mecklenburg, „Portie an der Riva degli Schiavoni mit Kirche San Giorgio Maggiore“, 1849, Öl auf Leinwand, 55,5 x 84 cm. Courtesy Ralph Gierhards Fine Art
Keine Generation hat die Sehnsucht nach dem Süden so stimmungsvoll wiedergegeben wie die Künstler des 19. Jahrhunderts. Das meint auch Ralph Gierhards, der Ludwig Mecklenburgs Lagunen-Szene zeigt. Venedig hat den Münchner Maler besonders fasziniert. Das Treiben der Fischer, das Licht und Kirchen wie hier San Giorgio Maggiore haben ihn immer wieder aufs Neue inspiriert. Seine atmosphärischen Gemälde hängen heute in der Pinakothek in München und in der Kunsthalle Hamburg.
Gotthard Graubner, Ohne Titel (Kissenbild), 1960er-Jahre, Öl auf Perlon über Synthetikwatte, 16 x 15 x 2,4 cm. Courtesy Galerie Schwarzer
Die zweidimensionale Leinwand reichte dem Maler Gotthard Graubner nicht. Seit 1962 experimentierte er mit Stoffen, die er mit Watte ausstopfte und wolkenartig in nuancierten Farbschattierungen bemalte. Ein Kissenbild aus der frühen Phase bringt Galerie Schwarzer auf die HIGHLIGHTS: eine Ode an die Tiefgründigkeit der Kunst.
Lyonel Feininger, Architektur mit Sternen II, 1945, Öl auf Leinwand, 41,5 x 71,6 cm. Courtesy Wienerroither & Kohlbacher
Die feinen Linien, das Ephemere und das sakral in den Himmel Strebende sind seit den 1920er-Jahren wichtige Komponenten in Lyonel Feiningers Architekturszenen. Den bedeutenden deutsch-amerikanischen Moderne-Künstler, zu dessen Stationen das Bauhaus zählte, interessierte in Deutschland die Expressivität hoch aufragender Kirchen. Später in New York faszinierten ihn die Straßenschluchten und die Wolkenkratzer, wie das Gemälde bei Wienerroither & Kohlbacher vor Augen führt.
Herr von Mallinckrodt, eine App, die das Sammlungs-Management optimiert – was muss sie können, um wirklich effektiv zu sein?
„Eine effektive App zur Verwaltung von Kunstsammlungen muss intuitiv, flexibel und übersichtlich sein. Sie sollte neben Basisfunktionen wie Inventarisierung, Kategorisierung und Bewertungsverlauf auch erweiterte Features wie automatische Künstler-Preisanalyse und Vernetzung mit anderen Sammlern bieten. Besonders hilfreich sind Tools wie KI-gestützte Objektsuche und Reporting-Funktionen, die beispielsweise unsere Collecto-App enthält. Damit sind selbst Anforderungen von Profiteams bestens abgedeckt.“
Johannes von Mallinckrodt, CEO und Gründer von COLLECTO
Bücher über Künstler und ihre Werke sind wie Museen zum Blättern. Sie können uns die Augen für die verborgenen Schichten in den Bildern und Skulpturen, für Lebenswege und Seelenzustände sowie Zeitströmungen öffnen. Viele HIGHLIGHTS-Aussteller haben aus diesem Grund Publikationen über ihre Künstler oder ihr kunsthistorisches Spezialgebiet herausgegeben bzw. mitinitiiert. Die folgende kleine Auswahl enthält wissenschaftlich Schwergewichtiges, aber auch editorische Perlen, die gerade am Ende eines Jahres, das die Welt leider nicht befriedet, sondern noch mehr Verwerfungen gebracht hat, für Momente der Besinnung und neue positive Kraft sorgen. Alle Publikationen sind über den Buchhandel bzw. über die Galerien erhältlich.
Steffen Diemer, Wakame, Essay von Hans-Michael Koetzle, the (M) éditions und Ira Stehmann Fine Arts, 2024, 124 S., ISBN 979-10-95424-53-6, 120 €
Die Natur hat eine unendliche Fülle an Schönheit hervorgebracht. Für sein Projekt „Wakame“ entdeckte sie der Fotograf Steffen Diemer in den bizarren Formen von Algen. Mit einem Verfahren aus dem 19. Jahrhundert und reduziertem Licht hat er getrocknete Wasserpflanzen in Szene gesetzt. Die kontemplativen Bilder wirken zeitentrückt und phantastisch. Eine ambitionierte Edition. Ira Stehmann Fine Art hat die Auflage auf 200 Exemplare begrenzt.
Alfredo Reyes und Claudia Bodinek (Hrsg.), Magnificence of Rococo. Kaendler´s Meissen Porcelain Figures, arnoldsche 2024, 384 S., 331 Abb., engl., ISBN 978-3-89790-707-2, 78 €
Jeder Porzellanliebhaber weiß, dass der Name Johann Joachim Kaendler für Meissens Meisterwerke der Rokoko-Plastik steht. Alfredo Reyes, Inhaber des Kunsthandels Röbbig München, hat in dem opulenten und zugleich wissenschaftlichen Band erstmals 144 Kaendler-Figuren aus Privatbesitz vereint. Schon jetzt ein Standardwerk mit Texten von Fachspezialisten wie Dirk Syndram und Julia Weber.
Malwine Strauss, Sola, Rotopol Verlag, 2022, 44 S., mit ganzs. Abb., ISBN 978-3-96451-031-0, 18€
Malwine Strauss besitzt das seltene Talent, mit ihren farbenfrohen Zeichnungen poetische Geschichten zu erzählen, wie ihr jüngster Band „Sola“ über ein geheimnisvolles Haus und seinen Garten beweist. Dabei ist sie keine Graphic-Novel-Vertreterin. Mal abstrakt, mal mit kindlich-unakademischem Strich, leicht und stets über der Realität schwebend, kommt sie ohne Worte aus. Die Originalzeichnungen dazu hat die Galerie Jarmuschek + Partner im Portfolio.
Jörg Maaß Kunsthandel (Hrsg.), Otto Dix. Der Krieg, Eigenverlag, 82 S., über 80 Abb., Schutzpreis: 10 €
Otto Dix´ Radierzyklus „Der Krieg“ ist der Report einer Apokalypse. Tief erschüttert vom 1. Weltkrieg und mit expressiver Schonungslosigkeit ritze er 1923/24 die Entmenschlichung im Kessel des Grauens in die 50 Druck-Platten. Der Katalog des Kunsthandels Jörg Maaß mit einem Text der Kunsthistorikerin Ulrike Lorenz zeigt den kompletten Zyklus.
Die Galerie (Hrsg.), Marino Marini, Frankfurt 2022/23, 144 S., zahlreiche farbige und s/w-Abb., dt./engl., ISBN 978-3- 925782-98-5, 38 €
Es gibt sachliche Kataloge und wie in diesem Fall ästhetisch reizvolle. Der Band über den Bildhauer Marino Marini, der mit seinen Reiterbildnissen eine Metapher menschlicher Befindlichkeit der Nachkriegsära schuf, vereint Arbeiten aus Museen sowie Werke, die Die Galerie unlängst in ihrer Frankfurter Verkaufsschau, aber auch auf Messen wie der TEFAF offerierte. Die Texte stammen von Marini-Kennern wie beispielsweise Carla Schulz-Hoffmann.
Ute Eggeling/Michael Beck (Hrsg.), Hal Busse. Eine Wiederentdeckung, B&E Kunstverlag, 2023, 124 S., dt./engl., ISBN 978-3-94606333-9, 29 €
Die Wertschätzung als Avantgardekünstlerin, die mit den ZERO-Ideen d´accord war, hat Hal Busse zu Lebzeiten nie erfahren. Erst 2019, kurz nach ihrem Tod, staunte die Kunstwelt über ihre Bilder, in denen sie mit Rastern, Punkten, Nägeln und Farbnuancen arbeitete. Beck & Eggeling engagiert sich seither für ihr Werk. Der Band, der Texte zweier ZERO-Kennerinnen enthält, öffnet die Augen für die große Kraft dieser Vergessenen.
Beate Hornig, Hinterglasmalerei, Sandstein Verlag, 2024, 144 S., 105 farb. Abb., dt./engl., ISBN 978-3-95498-816-7, 35 €
Beate Hornigs Hinterglas-Bilder sind aus der Zeit gefallen. Kein Modernismus, kein hipper Stil. Aber treffsichere Szenen wie in einem Kinofilm. Doch so zauberhaft und farbenfroh sie daherkommen, in diesen Moritaten und Fabeln lauert das Unheimliche. Die Galerie Gebrüder Lehmann vertritt die 66-Jährige nicht ohne Grund schon seit vielen Jahren.
Manuel Ludorff (Hrsg.), Lotte Laserstein. Im Blick, Eigenverlag Galerie Ludorff, 2024, 76 S., 17 Werk-Abb., ISBN 978-3-942248-58-7, 15 €
Flucht aus Nazi-Deutschland und Exil haben der Malerin Lotte Laserstein eine angemessene Karriere verwehrt. Erst jetzt wird ihre kraftvolle und zugleich sensible Malerei, die in ihren zahlreichen Porträts und Frauenakten die Unruhe des Lebens einfängt, wiederentdeckt. Die Galerie Ludorffhat in ihrem diesjährigen TEFAF-Auftritt eine breite Werkauswahl gezeigt und dazu den Katalog mit einem Essay von Elke-Vera Kotowski herausgegeben.
Georg Laue (Hrsg.), Silberne Trinkspiele an den Höfen Europas, Kunstkammer Edition 09, 2023, 84 S., über 100 farb. Abb., dt./engl., ISBN 978-3-00-074349-8, 25 €
Da stieg die Laune, wenn sich bei fürstlichen Diners im 16. und 17. Jahrhundert ein vergoldetes, mit Wein gefülltes Silber-Schiffchen auf Rädern über die Tafel rollte. Georg Laue präsentiert in seiner Kunstkammeredition 09 außergewöhnliche Trink- und Scherzgefäße: Spaßbringer, Phantasieobjekte, aber vor allem faszinierende Werke der Goldschmiedekunst. Antje Scherner gibt eine Einführung mit neuesten Erkenntnissen zum Thema.
Sasa Hanten (Hrsg.), Angela Glajcar. Catalogue Raisonné 1997-2014, Spector Books, 2024, 496 S., 1700 Abb., engl., ISBN 978-3-95905-786-8, 48 €
Unverwechselbar, unique und äußerst assoziativ sind die Papierskulpturen der 1970 geborenen Künstlerin. Angela Glajcar hat mit ihren „Terforationen“ – geschichtete, gerissene Blätter, die durch Licht zum Leuchten gebracht werden – einen neuen Typus der Skulptur entwickelt. Dass seit 1997 schon 1600 Werke entstanden sind, da staunt selbst ihre Hamburger Galeristin Nanna Preußners.
Marie Aigner entwirft Design und Möbel mit schallschluckender Wirkung und sammelt Kunst. Christina Dopplinger ist in leitender Position der Kunstversicherung art & lifestyle der HDI tätig und Timo Harke betreut Privat- und VIP-Kunden der Bank Leue & Nill bei der Vermögensverwaltung. Was passiert, wenn sich diese drei Macher bei Podcast-Host Claudia Linzel und ihrem Label Die Leichtigkeit der Kunst treffen? Sie erzählen, wie Kunst ihren Alltag verändert und begleitet hat. Lebenswege, herrliche Anekdoten und die Erkenntnis, dass Kunst ein Gut ist, das man schützen muss. Hören Sie rein in unseren neuen HIGHLIGHTS-Podcast oder verfolgen Sie auf allen Audiokanälen die Kunstgeschichten, die das Leben schreibt.
Foto: Salzburger Festspiele / © Clive Barda
Die New York Times beschreibt den Finnen Esa-Pekka Salonen als einen Dirigenten der Spitzenklasse. Bei den Salzburger Osterfestspielen vom 12. bis 21. April 2025 steht er am Pult, wenn Modest Mussorgskis Drama „Chowanschtschina“ in einer Inszenierung des Briten Simon McBurney aufgeführt wird und wenn das Finnish Radio Symphony Orchestra sein eigenes Cello-Konzert spielt. „Wounds & Wonders“ heißt das Motto der kommenden Osterfestspiele, in der die „Requiem(s)“ des französisch-albanische Choreographen Angelin Preljocaj und die Uraufführung von Emanuel Gats „Träume“ schon jetzt die Erwartungen in der Sparte Tanz hoch schrauben. Der Vorverkauf hat begonnen.
Wie sieht Ihre Bilanz aus, wenn es um das Kunstjahr 2024 geht? Sie denken an die schönste Ausstellung, das beeindruckendste Kunstwerk auf der Munich HIGHLIGHTS, die aufregendste Neuerwerbung? Die Kunstökonomin Clare McAndrew hat einen ganz anderen Blick auf die Kunstszene. Ihr jährlicher Art Market Report, von der Art Basel und UBS in Auftrag gegeben, analysiert die wirtschaftliche Potenz der Branche. Er ist das Fakten-Barometer für Auf- oder Abschwung und für gegenwärtige Tendenzen. Die gute Nachricht: Kunst ist auch in der aktuellen angespannten Weltlage sehr gefragt. Es wechselten im vergangenen Jahr weltweit 3% mehr Kunstwerke die Besitzer als 2023. Und trotzdem schrumpfte der globale Umsatz um 12% auf 57,5 Milliarden US-Dollar.
Andy Warhols Beuys-Porträt in unterschiedlichen Versionen am Stand von Benden & Ackermann auf der HIGHLIGHTS 2024. Foto: Jens Bruchhaus
Geht dieser Rutsch mit einem allgemeinen Preisverfall einher, fragten wir Susanne Schreiber, ehemalige Kunstmarkt-Redakteurin im Handelsblatt: „Das gilt vor allem für den achtstelligen Preisbereich. Darunter geht es sehr viel ruhiger zu. Der Report bestätigt, was wir bereits bei der Bilanz der Auktionshäuser sahen: Der High-End-Bereich schwächelte das zweite Jahr in Folge deutlich, weil nur wenige Privatsammler geneigt sind, Spitzenwerke über 10 Millionen Dollar zu verkaufen. Schlechte Zeiten für Spekulanten. Doch das Segment der Kunst unter 50.000 Dollar wächst. Die meisten deutschen Marktteilnehmer stehen gut da, denn sie bedienen den Markt in der Mitte. Der liegt entschieden unter der Zehn Millionen Dollar-Schwelle. Laut Report ist der weltweite Anteil der Verkäufe im Bereich 500.000 bis 1 Million Dollar jüngst von 30 auf 51% gestiegen. Die Gefahr 2025 liegt nicht bei der Entwertung von Kunst, sondern im Protektionismus, weil er eingeübte, globale Handelsströme zerstört.“
Frühe Meissner Porzellane – hier im Vordergrund eine Scherzkanne in Form eines Äffchens aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts am Stand von Langeloh Porcelain – sind in den USA genauso gefragt wie in Europa. Foto: Jens Bruchhaus
Als Kunstmarkt-Region hinkt die EU mit 7% Umsatzanteil und
konkreten 4,3 Milliarden Dollar hinter den big playern USA mit 43%, Großbritannien und China mit 18 bzw. 15% weiterhin hinterher. Deutschlands Marktanteil liegt bei 3%. Auch wenn die USA laut AMR weitaus mehr Kunst exportieren als importieren, Trumps erratische Zollkanonade könnte den Kunstmarkt hart treffen, sagte uns HIGHLIGHTS-Aussteller Kristian Jarmuschek, der als Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Galeristen den ganzen Markt im Blick hat: „Ob Kunstwerke künftig von Strafzöllen betroffen sein werden, ist derzeit ungewiss. Zwar gelten sie als „Informationsträger“ – ein kurioser Status, der theoretisch vor Zugriffen schützt. Aber was ist mit historischem Porzellan, Möbeln und Tafelsilber? Kunst darf nicht zum Kollateralschaden geopolitischer und ökonomischer Muskelspiele werden. Hier geht es nicht um Exportüberhänge von Fabrikwaren und Verlegung von Produktionsstätten. Das Schadensausmaß für den deutschen und europäischen Kunsthandel käme einem Tiefschlag für die Existenz vieler Galerien gleich.“
Das Angebot an Werken von Künstlerinnen in Galerien steigt und steigt. Es betrug 2024 laut Art Market Report 41 Prozent. HIGHLIGHTS-Ausstellerin Sina Stockebrand hat unter anderem Vera Molnars Gouache „18 bleus“, 27 x 54 cm, von 1959 im Portfolio. Foto: Sina Stockebrand Kunsthandel
Für den deutschen Kunstmarkt, der mit ZERO, Kunst des Informel und Neuer Figuration starke Positionen vertritt, ist diese Erkenntnis ein Lichtblick: Während Galerien, die mit zeitgenössischer Kunst handeln, 11% ihres Umsatzes einbüßten, blieben im internationalen Maßstab die Umsätze im Bereich Nachkriegskunst mit einem Umsatz von 9,4 Milliarden US-Dollar stabil. Timo Harke, Bereichsleiter VIP-Kunden beim Versicherungsmakler LEUE & NILL, sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung: „Auch jenseits von großen Namen wie Georg Baselitz und Cy Twombly hat es in den letzten Jahren eine kontinuierliche Neubewertung der Nachkriegskunst gegeben, ohne dass dieser Markt überhitzt wurde. Als Versicherungsmakler in Sachen Kunstversicherungen habe ich beobachtet, dass es im Bereich Post War-Kunst Stabilität und zugleich eine gewisse Dynamik und frisches Interesse an Künstlern gibt, die vor 1960 geboren wurde. Dieses Marktsegment, glaube ich, könnte für Sammler weiterhin Potenzial haben, da es immer noch unterschätzte Positionen aufweist.“
Die wichtigste Botschaft Clare McAndrews: Der Kunstmarkt ist im Wandel, zeigt aber trotz wirtschaftlicher Anspannung und politischer Krisen eine bemerkenswerte Resilienz.
Thomas Atkins hat sichtlich Spaß an seiner Rolle als Fürst Chowanskij in Modest Mussorgskis Oper „Chowanschtschina“. Foto: Osterfestspiele Salzburg / © Inés Bacher
Großartige Stimmen, gefeierte Dirigenten wie in diesem Jahr der Finne Esa-Pekka Salonen, und ein Klassik-Programm jenseits des Mainstreams – das sind die Osterfestspiele Salzburg. Glanzpunkte 2025: Felix Mendelssohn Bartholdys selten aufgeführtes Oratorium „Elias“ am Karfreitag. Parallelen zur Gegenwart verbirgt Modest Mussorgskis Polit-Oper „Chowanschtschina“. Als Fürst Andrej Chowanskij agiert in diesem Ränkespiel um Macht und religiösen Fanatismus aus dem alten Russland der Tenor Thomas Atkins, vielerorts bereits bejubelt wegen seines „tenoralen Heldentums“. Termin: Ostermontag. Bis zum 21. April ist auch die Art & Antique in der Salzburger Residenz geöffnet, mit dabei die HIGHLIGHTS-Aussteller Christian Eduard Franke Kunsthandel, Sylvia Kovacek, Kunsthaus Kende, Kunsthandel Freller, The Old Treasury, Wienerroither&Kohlbacher und die Galerie bei der Albertina Zetter.
mcbw pop up x Designblok Cosmos Prague: Rauminstallation am Königsplatz. Foto: Vaclav Jirásek
Den Titel Kunststadt gesteht man München locker zu. Aber Designstadt? Aber sicher. Vor 100 Jahren wurde hier das erste Designmuseum Deutschlands gegründet. Während man im Jubiläumsjahr der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne, dem heutigen Sitz der weltweit geschätzten Design-Institution Bezüge zwischen Kunst und Produkt-Ideen um 1925 herstellt, reflektiert die munich creative business week (mcbw) vom 10. bis 18. Mai über die gestalterische Zukunft der Gesellschaft. Unter dem Motto „How to design a vibrant community“ finden über 200 Events
statt – Vorträge, Diskussionen, Ausstellungen und Installationen im öffentlichen Raum. Ein Branchentreffen, das allen offen steht. Höhepunkt: Design summit am 12. Mai im Kreativ-Space Munich Urban Colab.
Manchmal ist es gut, den Blick wieder auf ein Gebiet der Kunst zu richten, das mehr Konzentration erfordert als ein farblich ausgewogenes Gemälde: die Zeichnung.
Wie intensiv sie von der inneren und äußeren Welterkundung erzählt, von der Suche nach dem Menschlichen im Antlitz eines anderen, führen uns derzeit die großartigen Ausstellungen Den Menschen vor Augen in der Graphischen Sammlung München und Leonardo – Dürer in der Albertina in Wien vor. Da wird einem schnell klar, dass es zu kurz gedacht ist, die Zeichnung ausschließlich als fixierten Moment zwischen dem Aufblitzen einer Idee und finalem Werk zu sehen. Schon in der Renaissance haben ihr etwa Hans Baldung Grien und Albrecht Dürer autonomen Charakter zugestanden.
Und verraten sie nicht letztlich Konzept, Stil und Meisterschaft einer Künstlerpersönlichkeit? Viele Aussteller der Munich HIGHLIGHTS, die nach VIP-Preview und Vernissage vom 16. bis 19. Oktober 2025 stattfindet, werden das laut bejahen. Und ganz besonders Dr. Martin Moeller, Florian Sundheimer und Marco Pesarese, die nächste Woche auf dem Salon du Dessin in Paris präsent sind. Die Zeichnung ist ein packendes Medium!
Slawomir Elsner, Mondnacht am Meeresstrand (nach Caspar David Friedrich, um 1808), Buntstift auf Papier, 23 x 31 cm.
Courtesy: Galerie Gebr. Lehmann / © Slawomir Elsner
Der Buntstift ist Slawomir Elsners Material, die Adaption bekannter Meisterwerke eines seiner Konzepte. Der in Berlin lebende Künstler treibt mit seinen vielschichtigen Zeichnungen ein Spiel mit der zeitlichen Distanz, indem er das Bekannte präzise wie ein Analytiker mit Unschärfe überzieht. Das Caspar David Friedrich-Motiv ist der Dresdner Galerie Gebrüder Lehmann verständlicherweise besonders nah.
Adolph von Menzel, Kopf eines bärtigen Mannes, Bleistift auf Papier, sign., 21,1 x 13 cm.
Courtesy: Kunkel Fine Art
Menzel ist unbestreitbar der wichtigste Vertreter des deutschen Realismus im 19. Jahrhundert. Brillant und manisch zeichnend „wo er geht und steht“, so ein Zeitgenosse. Für ihn war es ein Weg, die Welt bis ins Kleinste zu erfassen, wie etwa die Spuren des Lebens in diesem Männergesicht. Zugleich erprobte Menzel die Wirkung der Kopfhaltung. Mal etwas nach vorn geneigt, das andere Mal eine leichte Untersicht. Eine typische Menzel-Charakterstudie, meint HIGHLIGHTS-Aussteller Dr. Alexander Kunkel.
Wilhelm Kuhnert, Kampf zwischen einem Elefanten und einem Nashorn in der afrikanischen Steppe, 1891, Feder und Pinsel über Bleistift, 24,8 x 37,2 cm. Courtesy: Dr. Moeller & Cie Kunsthandel
Szenische Dramatik und exakte Physiognomie. Diese Mischung macht einen Großteil der künstlerischen Wirkung des imposanten Blatts von Wilhelm Kuhnert aus, das Dr. Moeller & Cie anbietet. Der Künstler aus Berlin galt als einer der besten Tierzeichner seiner Zeit. Viermal brach er zu Expeditionen nach Afrika auf und prägte mit seinen Landschafts- und Tierdarstellungen die Vorstellung von der Natur dieses Kontinents.
Yves Tanguy, Surrealistische Komposition, Tusche auf Bütten, 1936, sign., 54,3 x 40,7 cm.
Courtesy Galerie Florian Sundheimer
Eines der berühmtesten Gemälde Yves Tanguys heißt „La Lumiere, la Solitude“ und auch wer diese Zeichnung mit den zerfließenden, amorphen Gebilden anschaut, spürt die Einsamkeit, die das Werk des Surrealisten umkreist. Tanguys Welt ist stets verschlüsselt. Warum sollte das auf der mit feinem Strich und ganz ohne Binnenstruktur gezeichneten Komposition, das der Galerist Florian Sundheimer im Portfolio hat, anders sein?
Nadine Fecht, MULTITUDE – Die Vielen als Viele #18, 2024, Kugelschreiber auf Papier, 257 x 157 cm.
Courtesy: Drawing Room Hamburg
Die Hand folgt beim Zeichnen und Malen nicht nur einer Bildidee, sie lässt sich auch von Intuition, unkontrollierten Gesten und Stimmungen leiten. Die Surrealisten bezeichneten diesen Vorgang als dessin automatique, Jackson Pollock nannte es drip painting. Nadine Fecht hat diese Methode ins 21. Jahrhundert übertragen und realisiert auf diese Weise Zeichnungen von komplexen, assoziativen Strukturen. Laut ihrer Galerie Drawing Room steckt die Tinte von 2400 Kugelschreibern in der wandfüllenden Zeichnung.
Egon Schiele, Sitzender weiblicher Akt, 1913, Bleistift auf Papier, sign. und dat., 44,8 x 28,9 cm.
Courtesy: Galerie bei der Albertina-Zetter
Radikal, provokant, genial – Egon Schieles Zeichnungen werden heute viele Etiketten angeheftet. Immer wieder hat er den Körper und die Pose als Ausdrucksmittel seiner Darstellungen genutzt. Erotische Details waren kein Tabu. Im Gegenteil. Sie sind Teil seiner Expressivität während des Moderne-Aufbruchs im zugeknöpften kaiserlichen Österreich. Die Zeichnung aus dem Angebot der Galerie bei der Albertina-Zetter stellt wahrscheinlich Schieles Ehefrau Marie dar.
Shu Lea Cheang, KI$$ KI$$, Lichtinstallation, 1994. Foto: Haus der Kunst / © Shu Lea Cheang
Es leuchtet derzeit in einem elektronischen Farbkanon im Haus der Kunst München. Internetbasierte Installationen und Software-Interaktionen der in New York lebenden Taiwanesin Shu Lea Cheang verbinden sich zu einer Erfahrungs-Maschine. Von Raum zu Raum folgt man einer Science-Fiction-Erzählung, bestehend aus Videos, Netzwerk-Technologie und künstlicher Intelligenz. Schon in den 1990er Jahren beschäftigte sich die heute über Siebzigjährige mit Gesellschaften, die von Videospielen beeinflusst sind, Tech-Sphären und Biotechnologie. „KI$$ KI$$ KILL KILL“ ist die erste große Überblicksschau der Künstlerin (Haus der Kunst, bis 3.8.2025).
Frau Dopplinger, der Kunstmarkt ist derzeit volatil. Ultrajunge Kunst hat es schwerer, Werke von Künstlerinnen steigen in der Sammlergunst. Passen sich die Policen der HDI Kunstversicherung art&lifestyle automatisch an diese Veränderungen an?
Solche Tendenzen werden nicht pauschal, sondern stets individuell in der Neubewertung berücksichtigt. Als Underwriter der HDI Kunstversicherung art&lifestyle gehört es zum Selbstverständnis, sich mit den Marktentwicklungen auseinanderzusetzen. Bei den Künstlerinnen sehen wir in der Tat eine positive Entwicklung.
Christina Dopplinger, Senior Underwriterin HDI art&lifestyle
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen