11824 Art Market Reports – Rückblick mit Aussicht

Weniger Art-Flipping, mehr Solidität

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde,

wer sich beim Flanieren über die HIGHLIGHTS für ein Gemälde von Max Pechstein oder Karin Kneffel begeistert, hat selten die Ökonomie der Kunstwelt im Sinn. Aufschlussreich sind die gerade erschienenen Art Market Reports der wichtigsten Branchen-Analysten dennoch. Sie sind das Barometer für die Szene. Laut Art-Basel-UBS-Report betrug 2023 der weltweite Umsatz aller Kunstverkäufe 64,4 Milliarden US-Dollar und hat sich damit um 4 Prozent abgekühlt. „Das ist eher eine Korrektur als ein Einbruch“, meint Sophie Neuendorf, Vizepräsidentin der Kunstpreis-Datenbank Artnet. „Die Anzahl hochkarätiger Single-Owner-Auktionen mit Werken im zweistelligen Millionenbereich war geringer und das schlägt sich in der Bilanz nieder“, sagt die Expertin. Allerdings: die Zahl der Transaktionen ist weiter gestiegen. Kunst bleibt also eine begehrte Ware.

Sophie Neuendorf auf dem HIGHLIGHTS-Stand von LUDORFF vor Gabriele Münters Dame mit blauem Hut, 1927, VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Frank Rollitz

Die größte Dynamik entwickelte die Kunst im Preissegment zwischen 100 000 und 500 000 Euro. Das stellte der Artnet Intelligence Report fest. Zu diesem Bereich gehörten übrigens auch viele Verkäufe der letzten HIGHLIGHTS. Wie etwa Ernst Wilhelm Nays Gemälde „Grüne Flucht“, Gabriele Münters „Dame mit blauem Hut“ oder Willi Baumeisters „Figuren auf Blau“ und das barocke Prunkstillleben von François Habert.

Ernst Wilhelm Nay, Grüne Flucht, 1951, auf dem HIGHLIGHTS-Stand von Beck & Eggeling International Fine Art, VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Jens Bruchhaus

Für Sophie Neuendorf kommt das nicht von ungefähr: „Es gibt gerade in der Nachkriegs- und Gegenwartskunst sehr viel frische Ware und Wiederentdeckungen, die dem Markt Impulse geben. Je historischer die Kategorie ist, desto mehr werden die Ergebnisse vom Angebot und nicht von der Nachfrage bestimmt. Die meisten der besten Alten Meister und Modernen Werke befinden sich in Museumssammlungen, aber starke Beispiele, die auftauchen, erzielen hohe Preise bzw. eine hohe Rendite. Und nicht zu vergessen ist die endlich gewachsene Wertschätzung der Kunst von Frauen.“ Angeführt von Yayoi Kusama, waren 2023 laut Artnet unter den hundert bestverkauften Künstlern elf Frauen. „Das ist eine vielversprechende Zahl“, so die Insiderin. Zurückhaltung registriert Artnet bei ultra contemporary Künstlern. Die Umsätze mit Werken der 1975 und später geborenen schrumpfte um 26 Prozent. Sophie Neuendorf: „Es wird weniger spekuliert. In Zeiten politischer und finanzieller Unsicherheit setzen Sammler eher auf etablierte Positionen und achten vermehrt auf die Qualität der Werke.“

Prunkstillleben aus dem 17. Jh. von François Habert auf dem HIGHLIGHTS-Stand von Kunsthandel Peter Mühlbauer, Foto: Kunsthandel Peter Mühlbauer

Als Finanzberater legt die Firma Deloitte in ihrem Art & Finance Report den Fokus auf Fragen des Wealth Managements. Weltweit ist laut Deloitte der Anteil von Kunst und Collectables in den Vermögensportfolios der Family Offices auf 14 Prozent gestiegen. „Das zeigt uns, dass Kunst als Vermögensspeicher immer noch sehr positiv gesehen wird und mit seinen Renditen überzeugt“, erläutert die Artnet-Managerin. Wobei sie rät: “Buy for passion but with an investment view.”

Die stärksten Handelsplätze für Kunst sind die USA und China. Um so erstaunlicher, dass Europa, wenn es um die Herkunft geht, in einem Punkt auf Platz zwei steht. Der Versicherungskonzern Hiscox, der seit kurzem Partner der HIGHLIGHTS ist, beziffert in seinem Market Report Artist Top 100 den Anteil der 2023 verkauften Werke, die nach 2000 entstanden und von europäischen Künstlern und Künstlerinnen stammen, auf 35 Prozent. US-amerikanische Künstler kommen auf 40 Prozent. Artnet hat noch eine weitere Zahl zum Thema Europa beizusteuern. Der Kontinent belegt mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden US-Dollar im Bereich dekorative Kunst die Spitze.

Hätten Sie das gedacht bei Ihrem letzten Besuch der HIGHLIGHTS? Die nächste Ausgabe wird übrigens die 15. sein. Sie findet nach der festlichen Preview vom 17. bis 20. Oktober 2024 statt.

In diesem Sinne freuen wir uns auf ein Wiedersehen im Herbst in der Residenz München,
Ihr HIGHLIGHTS-TEAM

Experten-Tipp: Bankable Art

Herr Rautenberg, was versteht man unter „bankable art“?

Wortwörtlich heißt bankable, dass etwas bankfähig ist und in der Bank- und Finanzbranche einen respektierten Wert wie Geld, Aktien, Immobilien oder Gold besitzt. Im Kunstbereich sind damit Werke bzw. Künstler gemeint, die Wertstabilität verkörpern.

Dies gilt besonders für sogenannte „Blue Chip Art“ und hier wird auch die Analogie zum Finanzmarkt deutlich. Als Blue Chips gelten Aktien von Unternehmen, die sehr groß und bekannt sind und am höchsten bewertet werden. Der Kunstmarkt überträgt den Terminus auf Künstler, die einen hohen Bekanntheitsgrad genießen, in renommierten Museen und Galerien ausgestellt werden und auf Auktionen Rekordpreise erzielen. Folgerichtig schrieb die Presse, als das erste Werk von Warhol für einen dreistelligen Millionenbetrag in New York verkauft wurde: „Warhol, die härteste Währung am Kunstmarkt“.

Julian Rautenberg, Leiter Private Banking & Unternehmenskunden DONNER & REUSCHEL, Partner der Munich HIGHLIGHTS
Categories: Unkategorisiert | Comments 11793 Kunst, Kunst, Kunst – 15 Jahre HIGHLIGHTS

Leuchtturm des Kunsthandels

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde,

wissen Sie, was eine Messe immer wieder interessant macht? Dass Jahr für Jahr hochkarätige, marktfrische, wiederendeckte und vor allem begehrte Kunstwerke von internationalem Format angeboten werden. Seit 15 Jahren existiert die Munich HIGHLIGHTS. Und unsere Aussteller beherrschen dieses ungeschriebene Erfolgsrezept bestens mit ihren Exponate: Lucas Cranachs „Madonna mit Kind“ von 1534, Ernst Wilhelm Nays „Dominant Gelb“ von 1959, Franz Marcs Gemälde „Katzen im Körbchen“, Jean-Pierre Jeannerets Chandigarh-Schreibtisch von 1956, ein Kabinett von Pierre Gole, dem Ebenisten des Sonnenkönigs, einer der letzten Vintage-Abzüge des nackt posierenden Yves Saint Laurent aus dem Nachlass des Fotografen Jeanloup Sieff und, und, und….

Unsere Stärke ist, dass wir ebenso eine elegante Bühne für die alte Kunst sind wie für die moderne und zeitgenössische Kunst. „Das ist unsere DNA“, sagt Messeleiterin Juana Schwan. „Und doch haben wir bei jedem neuen Schritt, den die Messe ging, unsere Mission bewahrt und die Tradition mit der Zukunft der Kunst verlinkt.“ 

Jeanloup Sieff, Yves Saint-Laurent, Paris 1971, Vintage Silbergelatinabzug, 50,5 x 40,3 cm, © Ira Stehmann Fine Art

Die HIGHLIGHTS hat sich im Laufe der Zeit gewandelt und sich dennoch ihren Spitzenplatz unter den bedeutenden Messen im deutschsprachigen Raum bewahrt. Als 2010 die erste Ausgabe mit Gastausstellern aus Italien, Holland und der Schweiz und international agierenden Händlern aus dem eigenen Land im Haus der Kunst stattfand, zog wieder Glanz in die mattgewordenen Messelandschaft Deutschlands ein.

Franz von Stuck, Haupt der Medusa, Pastell auf Papier, um 1892, 26,5 x 32,5 cm (Rahmen 49,5 x 51 cm), Foto: Kunkel Fine Art, München

Der Altmeisterhändler Konrad O. Bernheimer, der gemeinsam mit dem Kunstkammerspezialisten Georg Laue zu den Initiatoren gehörte, erinnert sich bestens: “Wir wollten dem Kunsthandelsplatz Deutschland einen Schub in Richtung Internationalität geben.“ Ein Kreis von hochpotenten Händlern und die Konzentration auf Spitzenstücke war und ist das Konzept. Bis heute sind zahlreiche HIGHLIGHTS-Aussteller auch Teilnehmer der TEFAF.

Sammlung von Flügelgläsern, Venedig und Niederlande, 17. Jahrhundert, Entfärbtes und blaues Glas, Höhe 13-30 cm, Kunstkammer Georg Laue, München / London

Ein großer Schritt war 2013 der Umzug in den Kaiserhof der Residenz. Das Reglement ließ von nun an die zeitgenössische Kunst zu und Werke von Ernst Wilhelm Nay, Günther Uecker und Gerhard Richter wurden angeboten.

Eine starke Messe spiegelt die Trends des Marktes. Die Klassische Moderne mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner bis Egon Schiele und die deutsche Nachkriegskunst von Fritz Winter bis K. O. Götz nehmen bis heute den größten Raum ein. Aber das Karussell dreht sich permanent. Die Foto-Experten öffnen neue Horizonte. Und die Contemporary-Galeristen mit Positionen von Karin Kneffel bis Slawomir Elsner sind in den letzten fünf Jahren fast so etwas wie eine eigene Sektion geworden. Nie aus den Augen gelassen haben wir dabei die alte Kunst. Wir freuen uns, dass wir junge Händler mit großer Leidenschaft und Blick fürs Historische gewinnen konnten.  

Ernst Wilhelm Nay, Dominant Gelb, Öl auf Leinwand, 1959, 163 x 130 cm, VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Galerie Ludorff, Düsseldorf

Für die HIGHLIGHTS, die in diesem Jahr nach einer festlichen Preview vom 17. bis 20. Oktober 2024 stattfindet, bleibt die große Herausforderung, zwischen den Meisterwerken der Vergangenheit und den Klassikern von Morgen eine Brücke der Begeisterung zu schlagen.

Auf ein Wiedersehen bei der 15. Ausgabe der schönsten Messe Deutschlands!

Ihr HIGHLIGHTS-TEAM

Experten-Tipp: Neue Trends im Interieur

Frau Woschni, gibt es eine neue Opulenz in Sachen Interieur?

Die Mailänder Möbelmesse 2024 hat einen Trend in Richtung 70er und 80er Jahre gesetzt – mit wertigeren Materialien, Bezugsstoffen und Ledersorten. Satte Rottöne, dunkles Violett und Grüntöne sind geradezu prädestiniert für Antiquitäten in schönen Holzarten. Auch Klassiker des Art Deco oder Jugendstil lassen sich dazu wunderbar kombinieren. Es sollte allerdings alles bewusst in Szene gesetzt werden. 

Marina Woschni, Geschäftsführung Egetmeier Wohnkultur, München

Kultur-Tipp: Das Museum des Königsschlosses Wawel in Krakau feiert „Magnificant of Rokoko. Kaendler´s Meissen Porcelain Figures“

Sie tanzen und scherzen, sie flirten mit Fächern und posieren in den Kleidern des 18. Jahrhunderts. Meissen verdankt seinen Ruhm auch Johann Joachim Kaendlers pittoresken Schäferszenen und seinen naturalistischen Tierskulpturen. Erstaunlich, dass dem Star-Bildhauer der Manufaktur erst jetzt eine große Ausstellung gewidmet ist. Alfredo Reyes, Inhaber von Röbbig München und langjähriger HIGHLIGHTS-Aussteller, konnte aus seinem Kundenstamm zahlreiche Privatsammler animieren, ihre Kaendler-Schätze nach Krakau zu schicken. Den Katalog zur Ausstellung – erschienen in der Arnoldschen Verlagsanstalt – lieferte der Rokoko-Enthusiast gleich mit. 

24. Mai bis 29. September
Abb.: Liebeswerben mit Kirsche: die 21 cm hohe Hahnrei-Gruppe von Johann Joachim Kaendler, 1741. Foto: courtesy Röbbig

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